Betroffene Frauen berichten
Wie habt ihr euch gefühlt, bevor ihr ins Frauenhaus gegangen seid?
Kathrin: Ich habe mich machtlos gefühlt. Nichts in meinem Leben war mehr unter Kontrolle, ich war komplett fremdbestimmt. Gleichzeitig habe ich mich unfassbar geschämt.
Bahar: Ja, so ging es mir auch. Es war mir so peinlich, geschlagen zu werden. Ich hatte ständig Angst, den Nachbarn zu begegnen, weil ich dachte, sie verurteilen mich alle.
Warum seid ihr schließlich ins Frauenhaus gegangen?
Alea: Als mein Partner anfing, auch den Kindern gegenüber gewalttätig zu werden, wusste ich, ich muss irgendwas tun. Ich wusste allerdings nicht, wie oder wohin ich gehen sollte.
Isabell: Der Moment, in dem er unsere Tochter schlug, weil sie mir helfen wollte, rüttelte mich sozusagen wach. Solange er nur mich schlug, dachte ich, das sei alles nicht so schlimm. Aber dass er auch noch die Kinder schlug, war zu viel für mich.
Bahar: Das erste Mal daran, zuhause wegzugehen, dachte ich, als ich kündigte. Ich gab meinen Job auf, weil ich die blauen Flecken nicht mehr verstecken konnte. Als er mich zwei Wochen später fast bis zur Besinnungslosigkeit würgte, wusste ich, ich muss da weg.
Wie seid ihr mit dem Frauenhaus in Kontakt gekommen?
Bahar: Bei uns hatte es zwei Wochen, bevor ich ging, einen Polizeieinsatz gegeben. Eine neue Nachbarin rief während eines Streits die Polizei. Als die Beamten kamen, konnte ich Anzeige erstatten und mein Mann wurde der Wohnung verwiesen. Die Polizisten waren sehr einfühlsam. Am nächsten Tag rief dann die Mitarbeiterin aus der BISS an. Sie erzählte mir vom Frauenhaus und bot mir ihre Hilfe an.
Isabell: Ich hatte, nachdem mein Mann unsere Tochter geschlagen hatte, bei der Frauen- und Mädchenberatung angerufen. Die Telefonnummer hatte ich aus dem Internet. Bei der Frauen- und Mädchenberatung wurde ich total warm und herzlich empfangen. Dabei hatte ich furchtbare Angst, sie würden mir dort die Kinder wegnehmen. Aber die Mitarbeiterin sprach in Ruhe mit mir über alles und hat uns dann ans Frauenhaus vermittelt.
Kathrin: Ich suchte im Internet nach dem Frauenhaus und fand so die Nummer. Ich rief dort direkt an. Kaum, dass ich die Mitarbeiterin am Telefon hatte, fing ich an zu weinen und sagte, dass ich hier raus muss, weil ich die Schläge nicht mehr aushalte.
Wie waren die ersten Tage im Frauenhaus für euch?
Isabell: Ich glaube, ich habe die ersten Tage nur geschlafen. Plötzlich war ich total erschöpft. Toll war, dass es auch eine Mitarbeiterin gibt, die speziell für die Kinder zuständig ist.
Kathrin: In den ersten Tagen hab ich viel mit den Mitarbeiterinnen gesprochen. Toll war auch, dass Bahar schon hier war. Wir haben oft in der Küche gesessen und miteinander gesprochen. Das hat mir geholfen, mir zu überlegen, wie es weitergehen könnte. Für mich war das Frauenhaus wie eine WG.
Zustimmendes Nicken in der Runde.
Was ratet ihr anderen Frauen, die in eurer Situation sind?
Isabell: Ins Frauenhaus zu gehen, war die richtige Entscheidung! Wenn eine Frau das Gefühl hat, dass das Verhalten ihres Partners nicht normal ist, sollte sie sich zumindest an die Frauen- und Mädchenberatung wenden. Kathrin: Ja, unbedingt! Hätte ich die Kontrolle über mich schon als Gewalt wahrgenommen, wäre ich vielleicht schon viel früher gegangen. Wichtig ist, auf sein Gefühl zu hören und die eigenen Grenzen zu erkennen.
Alea: Sich Hilfe zu holen, ist keine Schande. Ganz im Gegenteil, mir schließlich helfen zu lassen, war der stärkste Schritt – für mich und für meine Kinder.